Ernst Haeckel, Adolf Giltsch
All rights reserved
4014 x 5528 Download

Nepenthes. / Nepenthaceae. – Kannenpflanzen.

Eine Lithographie von Ernst Haeckel und Adolf Giltsch

Tafel 62 aus Kunstformen der Natur.

Dies ist eine der 100 bekanntesten wissenschaftlichen Biologie-Illustrationen, veröffentlicht von Ernst Haeckel in den Jahren 1899 – 1904 in Leipzig durch den Verlag des Bibliographischen Instituts.

Where was this made?:

Originalbescheibung von Ernst Haeckel:

Stamm der Blumenpflanzen (Phanerogamae oder Anthophyta); – Hauptklasse der Decksamigen (Angiospermae); – Klasse der Zweisamenlappigen (Dicotyleae); – Legion der Krugpflanzen (Sarracenieae); – Familie der Kannenpflanzen (Nepenthaceae) . Nepenthes melamphora (Reinward).

Die purpurbraune Kannenpflanze von Insulinde. Die Gattung der »Kannenpflanze« (Nepenthes) gehört zu jenen höchst merkwürdigen fleischfressenden Pflanzen, deren vielseitige hohe Bedeutung erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckt worden ist. Es sind jetzt gegen fünfzig verschiedene Arten dieser wunderbaren Gattung bekannt; sie leben sämtlich in der Tropenzone der östlichen Hemisphäre auf Sumpfboden, die meisten auf den Inseln des Malaiischen Archipels. Die hier abgebildete schöne Art wurde am 4. Januar 1901 an den Wasserfällen von Tjiburrum (»Rotenbach«), in einem der großartigsten Urwälder der Insel Java gefunden und in dem Laboratorium des benachbarten Tjibodas (»Weißenbach«) nach dem Leben gemalt; sie ist in der Abbildung um ein Drittel verkleinert. Die seltsame Pflanze wächst dort in Mengen an den Ufern des wilden Rotenbaches und klettert als vielverzweigter Lianenstrauch an den Bäumen in die Höhe. Die kannenförmigen, prächtig gefärbten und gezeichneten Anhänge der Zweige, die von den Ästen der umschlungenen Bäume herabhängen und zwischen deren grünen Blättern lockend hervorschauen, sind nicht die Blüten der Nepenthes, sondern die oberen Teile der Blattstiele, die zum Fange von Insekten, Spinnen und anderen kleinen Tieren eingerichtet sind. Das Laubblatt dieser kletternden Kannenpflanze besteht aus vier Teilen, von denen eigentlich drei zum Blattstiel gehören. Das unterste Glied, mit umfassender Basis dem Stengel ansitzend, hat die Form eines einfachen, grünen, eiförmigen oder breit lanzettförmigen Laubblattes. Das zweite Glied hat die gewöhnliche Form eines dünnen zylindrischen Blattstieles. Das dritte Glied ist das auffallendste und gleicht einem eiförmigen Kruge oder einer schlanken Kanne, deren Mündung nach oben gekehrt ist. Diese Öffnung wird geschlossen durch das vierte Glied, das der Blattspreite entspricht, einen flachen, herzförmigen Deckel, der am Rande der Öffnung genau wie der Deckel eines Bierseidels angebracht ist. An jüngeren Blättern (in der Figur unten) liegt der Deckel noch fest der Mündung auf; wenn er später aufgesprungen ist, legt er sich nicht wieder fest darüber, sondern wölbt sich über der Öffnung als Schutzdach, welches das Einfallen des Regens in die Kanne verhindert. Die Kanne selbst, deren Wand sehr fest und elastisch ist, erscheint in raffinierter Weise als eine Tierfalle eingerichtet, zum Fangen von Insekten und anderen kleinen Tieren, die sie frißt und verdaut. Die letzteren werden durch die prächtige Farbe der hellrötlichen, mit dunklen Purpurflecken blumenähnlich bemalten Kanne angelockt. Der knorpelartige Rand von deren offener Mündung ist verdickt, zierlich gerippt und reichlich mit Haaren besetzt; er sondert einen süßen Honigsaft ab. Dieser ist auch unten auf der Bauchseite der Kanne zu finden, zwischen zwei Reihen von Haaren, die auf zwei parallelen vorspringenden Kämmen stehen. Angelockt durch die süßen Lippen des Honigmundes, suchen nun die Insekten auch weiter in das Innere der verführerischen Kanne einzudringen. Hier aber ereilt sie das Verderben. Die Innenfläche der Kanne ist im oberen Drittel, unterhalb des vorspringenden gekerbten Rades, ganz glatt, wie mit Wachs gebohnt. Haltlos gleiten die gefangenen Tiere über diese schlüpferige Fläche hinab und fallen in die verdauende Flüssigkeit, die im unteren Teile der Kanne von den Drüsen der Wand abgesondert wird. Diese Flüssigkeit ist ein stark wirkender Verdauungssaft, der gleich dem Magensafte der Tiere aus Säuren und einem pepsinartigen Fermente zusammengesetzt ist. Je mehr Tiere in diese Falle geraten und durch ihre Bewegungen die empfindliche Innenfläche des Kannengrundes reizen, desto mehrverdauende Flüssigkeit wird abgesondert. Letztere löst in kurzer Zeit die verdaulichen Substanzen der gefangenen Tiere, von deren Fleisch und Blut sich die karnivore Pflanze durch Aufsaugung nährt. Die kleinen Blumen der Nepenthazeen, die unseren einheimischen »fleischfressenden Pflanzen«, den kleinen Droserazeen und den Aristolochien, nahe verwandt sind, erscheinen unansehnlich und gleichen den Blütensträußen unseres Holunders (Syringa); sie sind hier nicht dargestellt. Der kletternde holzige Stengel der hier abgebildeten Art hält sich mit vielen feinen, braunen Wurzeln fest und trägt die Kannenblätter in Kränzen oder Wirteln, in bestimmten Abständen verteilt. Die Flüssigkeit in den Magensäcken enthielt bei dem hier abgebildeten Exemplar außer verschiedenen kleinen Insekten (Fliegen, Käfern, Immen) auch einzelne Spinnen; teils waren sie schon tot, mehr oder weniger verdaut, teils suchten sie vergeblich aus der Falle herauszukommen.


We hebben de originele lithos ingescand met de Epson A3 scanner van A3 scanner huren. Je kunt hier een 400dpi JPEG downloaden. Als je de hoge resolutie TIFF bestanden nodig hebt, mail ons dan op info@mediamatic.net

Wir haben die Original-Lithographie bei 1200 dpi auf dem Epson A3-Scanner von A3-Scanner huren gescannt. Sie können ein 400dpi JPEG herunterladen. Wenn Sie die ursprüngliche hochauflösende TIFF-Datei benötigen, kontaktieren Sie uns bitte unter info@mediamatic.net